Schuleintritt
Rechenschwäche
oder Legasthenie
oder Legasthenie
Sehverarbeitung
Das Erlernen der "Buchstabensprache" stellt an die Sehverarbeitung besonders hohe Ansprüche. Deshalb kann eine Beeinträchtigung der zentralen Sehverarbeitung für ein Schulkind zu einer großen Belastung werden.
Die Augen des Schulkindes müssen besonders viel leisten
Die Augen von Schulkindern werden im Klassenzimmer besonders gefordert. So erfordert z. B. der Blickwechsel Heft - Tafel - Heft - ... eine ständige Umstellung der Sehschärfe von Nah auf Fern, das Lesen und Schreiben wiederum ein korrekte Steuerung der Augen bzw. eine gute Auge-Hand Koordination.
Gutes Sehen vereint viele verschiedene Fähigkeiten, die zusammen dem Kind nicht nur ein beschwerdefreies scharfes Sehen ermöglichen, sondern auch die richtige Verarbeitung dessen was die Augen aufgenommen haben.
Einäugiges Sehen
Gutes einäugiges Sehen erfordert eine gesunde Netzhaut, ein optimales zentrales Sehen (Sehschärfe) und intaktes peripheres Sehen (Gesichtsfeld) sowie die Beweglichkeit der Augen in alle Blickrichtungen (Motorik). Außerdem muss das Auge in seiner Baulänge (Achslänge des Augapfels) mit den optischen Bedingungen (Brechkraft der Hornhaut und der Linse) übereinstimmen - stimmen diese nicht überein, kommt es zur Übersichtigkeit (Hyperopie), Kurzsichtigkeit (Myopie) und/oder Stabsichtigkeit (Astigmatismus).
Beidäugiges Sehen
Gutes beidäugiges Sehen erfordert eine korrekte Augenstellung (Parallelstellung der Augen) sowie die Fähigkeit durch Brechkraftveränderung (Akkommodation) und Stellungsänderung (Konvergenz) beschwerdefrei von der Ferne auf die Nähe und umgekehrt umzustellen.
Gutes beidäugiges Sehen bedeutet, dass das linke und rechte Auge die gleichen Bilder an das Gehirn liefert (Simultansehen) und diese zu einer sinnvollen Wahrnehmung verschmolzen werden können (Fusion). Dann entsteht aus den beiden zweidimensionalen Abbildungen auf der Netzhaut ein dreidimensionales, räumliches Bild (Stereosehen) im Gehirn.
Wenn die Buchstaben wackeln und das Lesen "blöd ist"
Öfters ist die exakte Koordination der beiden Augen nur teilweise oder nur mit einer sehr großen zusätzlichen Anstrengung möglich. Wenn es dem Kind nur zeitweise gelingt, die Bewegungen der beiden Augen exakt zu koordinieren, kommt es zu unscharfen Wahrnehmungen und zu Doppelbildern. Da das Gehirn diese Doppelbilder nicht verarbeiten kann entsteht ein Wettstreit zwischen den beiden Augen. Das Gehirn wehrt sich gegen diese Verwirrung mit oft untauglichen Mitteln, z.B. dass es beide Wahrnehmungen abwechselnd unterdrückt, so dass dauernd Lücken entstehen, Buchstaben ausgelassen, Wortteile übersprungen oder verkreuzt werden.
Diese Kinder haben einen sehr hohen zusätzlichen Kraftaufwand beim Lesen, dies führt zu einem schlechten Textverständnis (die ganze Energie wird für den Erkennungsprozess benötigt) sowie zu einer raschen Ermüdung und mangelnden Konzentration. In weiterer Folge lehnen diese Kinder das Lesen oft ab: "Lesen ist blöd".
Fiele, file, viele Rechtschreibfehler
Kinder mit einer Beeinträchtigung in der Sehverarbeitung können keine sicheren Wortbilder aufbauen. Beim Diktat oder freien Schreiben lautieren sie, wenn sie unsicher sind und schreiben daher oft orthografisch falsch. So entstehen auch die unterschiedlichen Schreibweisen des ein und selben Wortes im gleichen Text z.B. viele, fiele, file, vihle, usw.
Den Kindern mit einer mangelhaften Augenkoordination passieren oft auch mehr Fehler beim Abschreiben als beim Diktat.
"Mama mein Kopf tut so weh!"
Ist die Scharfstellungsfähigkeit der Augen u/o das räumliche Sehen beeinträchtigt können vor allem bei länger andauernden Lese- und Schreibanforderungen große Schwierigkeiten auftreten die in weiterer Folge auch körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen (vor allem bei jüngeren Kindern), Kopfschmerzen, Spannungs- oder Druckgefühl im Augenbereich, u. a. m. hervorrufen.
Träumeliese und Zappelphilipp
Wenn die Sehverarbeitung beeinträchtigt ist wird das Lernen in der Schule und zu Hause sowie die aktive Teilnahme am Unterricht anstrengend und mühsam. Das Kind verliert dann die Lust am Lesen - "Lesen ist blöd" -, hat eine schlechte Schrift, kann sich nicht gut konzentrieren, zieht sich zurück oder ist zappelig.
Die routinemäßige augenärztliche Untersuchung ist zu wenig
Bei der routinemäßigen augenärztlichen Untersuchungen wird das Einzelauge organisch gut untersucht und die Sehschärfe in der Ferne überprüft.
Die Sehschärfe in der Nähe, das Zusammenspiel der Brechkraftveränderung und der Stellungsänderung (Akkommodation/Konvergenz - vor allem unter Belastung) sowie das Zusammenwirken der beiden Augen (Simultansehen/Fusion/Stereosehen) wird dagegen in der Regel nicht überprüft. So kommt es immer wieder dazu, dass Kinder eine Brille bekommen die keine ausreichende Verbesserung bringt.
Die "normale" augenärztliche Untersuchung sollte, bei entsprechenden Beschwerdebildern, daher immer durch eine umfassende Untersuchung der beidäugigen Sehverarbeitung (durch einen erfahrenen - auf diesen Problembereich spezialisierten - Augenarzt oder klinischen Optometristen) ergänzt werden.
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